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Freie Übersetzung des Artikels aus der Vereinszeitschrift L’Âne Bleu des Eselvereins A.D.A.D.A. Juni 2007 N°66 zur Nutzung von Poitou-Eseln:

Calanque de Sugiton im 9ten Arrondissement von Marseille hat viele Probleme mit natürlicher Erosion, wie es in der Region üblich ist.
Das Rathaus gab den Auftrag zu wichtigen Wiederherstellungen.
Die Baufirma AEVC, zuständig für diese Baustelle, setzte einen Esel ein, um das nötige Baumaterial zu transportieren.
Über einen Zeitraum von sechs Wochen, war es „Fernand“ ein Baudet Du Poitou, der beladen und sehr folgsam diese Transporte erledigte!

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Der Poitou-Esel!
Besser als sein Deutscher Ruf!

Der Poitou-Esel wird in der deutschsprachigen Literatur häufig mit negativen Geschichten beschrieben, die dem ahnungslosen Leser als unumstößliche Tatsachen präsentiert werden. Interessant ist, dass dies nur in Artikel und Büchern in deutscher Sprache vorkommt und dass diese negativen Eigenschaften bei jedem Autor fast wortgleich sind. Der Verdacht liegt nahe, dass hier einer vom anderen abschreibt und kein eigenes bzw. erfahrenes Wissen aus erster Hand vorhanden ist.
Französische Züchter sind erstaunt, wenn man ihnen von diesen gesundheitlichen Mängeln erzählt, sie dazu befragt und Ihre Erfahrungen mit diesem „Wissen“ abgleichen möchte.
Ihnen sind solche körperlichen Mängel nicht bekannt, bzw. nur in dem Rahmen, wie diese natürlich bei allen Haustierrassen vorkommen können.
Auch gibt es alte französische Bücher, die sehrwohl den Einsatz der Poitou-Esel im ländlichen Arbeitsbereich beschreiben.

Kein Mensch möchte behaupten, dass alle Poitou-Esel immer kerngesund sind, es gibt körperliche Mängel in dem Maße, wie sie auch bei anderen Lebewesen vorkommen – in Ausnahmen, wie auch bei uns, den Menschen!
Doch niemand sollte behaupten Poitou-Esel wären immer krank und untauglich für jede „Arbeit“.

Da gibt es zum Beispiel die Behauptung, Poitou-Esel seien niemals selbst zur Arbeit herangezogen worden, sie hätten immer nur als Vererber für die Maultierzucht gedient, weder auf ihre eigene Gesundheit, noch auf ihre Arbeitstauglichkeit sei angeblich geachtet worden, da sie selbst ja nicht arbeiten sollten.
Poitou-Esel gibt es belegter Weise seit dem 10 Jahrhundert, frühes Mittelalter und keiner von uns war dabei!
Mittelalter heißt, die Bauern hatten ein zwei Kühe ein paar Ziegen, Schafe und im Poitou noch ein paar dieser berühmten Esel. Die Bauern waren furchtbar arm und da glauben heute einige deutschsprachige, sie hätten diese Esel nur so nebenbei gehalten, ein zusätzlicher Esser, der nichts zum Gemeinwohl der Familie beitragen musste?
Diese Situation wird jeder sofort ausschließen, der sich mit ländlichem Leben jemals beschäftigt hat.
Die Esel arbeiteten und es wurde auf ihre Gesundheit geachtet! Sie hatten zwei Funktionen – Arbeitstier und Vererber in der Maultierzucht.
Diese Epoche lässt sich mit derselben Begründung bis Mitte des letzten Jahrhunderts verlängern, dann verloren Poitou-Esel, wie alle anderen Equidenrassen ihre Bedeutung und wurden durch Maschinen ersetzt.

„Der Poitou-Esel sei empfindlich und auch heute nicht zum Arbeiten (Reiten, Fahren, Basten usw.) geeignet und einsetzbar.
Interessant ist, dass dies zumeist immer von Menschen geschrieben/behauptet wird, die selbst keine Poitou-Esel halten, oder züchten.
Der Zuchtverband UPRA selbst schreibt hingegen auf seiner Homepage für was die Tiere der Rasse Poitou-Esel alles eingesetzt werden kann. Alles was oben erwähnt wird findet sich auch bei diesen Eseln. Oft werden hierfür B-Buch Tiere verwendet, da diese in der Zucht zum Teil (Hengste) keine Bedeutung haben, doch kenne ich sogar einige Züchter, die mit ihrem Zuchthengst Kutsche fahren, oder andere Freizeit- Equiden – Vergnügen mit ihren Zuchttieren erleben – Tatsache ist, alles was mit jedem Esel möglich ist, grundsätzlich auch mit Poitou-Esel möglich ist!

Es stimmt, dass durch den kleinen genetischen Pool von 1977 (44 reinrassige Tiere weltweit), auch heute noch mit Eseln gezüchtet wird, die man beispielsweise bei der Haflingerzucht nicht einsetzten würde. Es gibt seit 1977 keine große Auswahl an Zuchttieren und auch Tiere mit Fehlstellungen werden zur Zucht eingesetzt, denn würde man diese alle herausnehmen aus der Erhaltungszucht, so gäbe es die Rasse BDP heute nicht mehr.
Doch jeder verantwortliche Züchter versucht diese Fehlstellungen, so sie denn da seien sollten, durch eine gezielte Anpaarung heraus zu züchten.
Der potentielle Interessierte sollte sich das zu kaufende Tier selbstverständlich genau auf seine Gesundheit hin anschauen und vielleicht durch eine Tierarzt untersuchen lassen, doch werden die meisten Tiere für die gewünschten Tätigkeiten geeignet sein und ihren neuen Besitzern viel Spaß bringen.
Viele potentielle neue Züchter und Poitou-Esel Besitzer werden durch den Spruch: „da müssen Sie schon selbst Tierarzt sein, um sich einen Poitou-Esel in der Haltung leisten zu können“, gezielt abgeschreckt.
Dies ist nicht wahr, denn fast keiner der weltweiten Poitou-Esel Besitzer ist Tierarzt, oder zwangsläufig reich und alle genießen ihre gesunden Tiere in dem selbem Maße, wie andere Eselbesitzer die ihren.
Ich möchte Mut machen, ohne auf Illusionen zu bauen und noch viele neue Poitou-Esel Züchter an der Erhaltungszucht dieser wunderbaren Rasse beteiligt sehen und ich setze mich hierfür weiter ein.

Puck, BDP’Z – Baudet Du Poitou Zentrale Europa